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Businessrun: Vor dem großen Lauf eine Riesenportion Pasta?

7. September 2023
Businessrun Pastaparty

Herbst ist Laufsaison. Tausende Läufer*innen strömen zu den Laufveranstaltungen quer durchs Land. Ganz egal ob Businessrun, Halbmarathon, Berglauf oder auch die immer beliebter werdenden Ultraläufe. Eines haben sie alle gemeinsam. Die Pasta-Party davor oder danach – Carbo Loading ist angesagt. Eine ordentliche Portion Pasta ist angesagt, damit man “dem Mann mit dem Hammer” auf den letzten Kilometern entkommt. Was ist dran an diesem Mythos und warum geht man im Spitzensport mittlerweile einen ganz anderen Weg – ganz ohne raffinierte Kohlenhydrate? In diesem Blogbeitrag möchte ich ein wenig Licht ins Dunkel rund um den Mythos Carboloading bringen.

 

Meine persönliche Geschichte

Von Kindesbeinen an bin ich die Lebensschule Sport durchwandert, habe viel gelernt und mich auch von vielen Irrtümern wieder verabschieden müssen. Während meiner Zeit als Nachwuchsleistungssportler im Sportgymnasium wurden wir, wie es eben zu dieser Zeit üblich war, gedrillt auf Carboloading vor Training und Wettkampf. Samstag zu Mittag gab es eine Riesenportion Pasta, danach war ich so müde, dass ich einen Mittagsschlaf brauchte und auch bei Anpfiff um 16:00 fühlte ich mich weit weg von topfit.

Ich habe immer schon viel hinterfragt, aber als 16-jähriger findet das auch nicht immer besonderen Anklang. Meine Jugendfußball-Karriere war geprägt von zahllosen Muskelverletzungen, doch das gehörte dazu, ich war nicht der Einzige. “Das kann es doch nicht sein?”

Auf der Uni beim Sportstudium ging es weiter. Kohlenhydrate wurden in der Sporternährung zum heiligen Gral erhoben. Der Mittagsschlaf wurde zum Uni-Alltag.

Die Wende

Nach der Universität verschlug es mich nach Altaussee in ein international renommiertes ganzheitliches Gesundheitszentrum. Schon nach wenigen Wochen begann der Mythos “Carboloading” zu bröckeln.

Der Fokus der Gesundheit lag auf dem Thema “Darm als Zentrum der Gesundheit”. Damals absolutes Neuland für mich. Wir betreuten Menschen geplagt von Reizdarm, Leaky Gut, Silent Inflammation. Allen Gästen gleich war die Antriebslosigkeit und Müdigkeit bei Behandlungsbeginn und eine erstaunlich schnelle Verbesserung des Zustandes innerhalb von 2 bis 3 Wochen. Wie war das möglich?

Moderne Mayr-Medizin. Milch und Semmel das war einmal. Fasten, Schonkost, Verzicht auf Kohlenhydrate und individuell abgestimmte Therapien. Neugierig wie ich bin, musste ich das auch ausprobieren.

Durch die Hölle und wieder zurück

Die ersten Tage meiner ersten Mayr-Kur waren wahrlich die Hölle. Der erstmalige Verzicht auf Zucker und Kohlenhydrate bringt gerade in den ersten Tagen nicht nur positive Effekte mit sich. Extreme Müdigkeit, Kopfschmerzen, Kraftlosigkeit. Der Körper ist im Ausnahmezustand.

Doch dann, nach 4 bis 5 Tagen, setzt die Wende ein. Der Körper kehrt zu seinem natürlichen Ausgangszustand zurück und lernt Fette als Hauptenergieträger zu nutzen. Die Kraft kommt und man fühlt sich von Tag zu Tag besser. Das Verlangen nach Süßem verschwindet, die Leistungsfähigkeit explodiert und der Geist ist klar. Was für ein WOW- Effekt.

Schließlich habe ich dann 4 Wochen auf raffinierte Kohlenhydrate und 6 Wochen auf Zucker verzichtet. Ich fühlte mich wie neugeboren.

Vom Spitzensport lernen

Was war da passiert? Wir  betreuten auch Spitzensportler*innen im Ausdauersport. Dort war es schon einige Jahre Standard, in den Phasen des Grundlagentrainings unter Kohlenhydratkarenz (<10%) zu trainieren und die ausreichend vorhandenen Fette als Hauptenergiequelle zu nutzen.

Ganz klar, während einer 6-stündigen Tour de France Etappe kann ich nur schlecht vom Rad absteigen und eine Portion Pasta nachschieben, wenn die Kohlenhydratspeicher leer sind. Es gilt also, den Großteil der Zeit im Fettstoffwechsel zu verbringen und die Kohlenhydrate für Spitzenbelastungen zu sparen. Und das kann man lernen, der Körper ist ein Wunder der Anpassung – im Positiven wie im Negativen.

Ganz ohne Kohlenhydrate?

Jeder Mensch ist individuell. Den heiligen Gral in der Ernährungsfrage hat noch niemand gefunden. Ausprobieren ist angesagt. Wenn es funktioniert, beibehalten, ansonsten verwerfen.

Der Körper kann im Schnitt etwa 600 Gramm Kohlenhydrate speichern. Wir speichern Kohlenhydrate in Form von Glukose (5-10 Gramm) im Blut und in Form von Glykogen in der Leber (80-120 Gramm) und in der Muskulatur (300 -500 Gramm). Mehr geht dann aber auch nicht. Zusätzlich aufgenommene Kohlenhydrate liefern aus Sicht der Energiebereitstellung keinen wesentlichen Mehrwert und werden auf kurz oder lang als Speicherfett gespeichert. Der “Kohlenhydrathype” ist mitverantwortlich für die Übergewichtssituation in Österreich und allen anderen Industriestaaten.

Einfache oder komplexe Kohlenhydrate – das macht einen Unterschied

Ich möchte nun aber nicht die Kohlenhydrate verdammen. Wichtig ist die Unterscheidung zwischen einfachen und komplexen Kohlenhydraten.

Einfache Kohlenhydrate sind meist stark verarbeitet. Im Verarbeitungsprozess werden Mineralstoffe und Ballaststoffe entzogen, übrig bleiben leere Kalorien, die den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen und nur ein kurzes Sättigungsgefühl geben. Pastaliebhaber hin oder her – das für Pasta verwendete Weizenmehl gehört da nun mal dazu.

Komplexe Kohlenhydrate enthalten Vitamine und Mineralstoffe, werden vom Körper langsamer aufgenommen, d.h. der Blutzucker steigt langsamer an, sie halten länger satt und enthalten oft auch noch wertvolle Proteine. Quinoa, Linsen und Kichererbsen sind an dieser Stelle zu nennen. 

Erste Schritte zum Selbstversuch

Neugier und Beharrlichkeit zahlen sich aus. Aus meiner Erfahrung heraus zahlt sich ein Selbstversuch auf jeden Fall aus.

Im ersten Schritt gilt es, einfache Kohlenhydrate bewusst zu reduzieren und die Selbstwahrnehmung zu schulen. Wie fühlst du dich nach dem Mittagessen? Bist du energiegeladen oder fallen dir die Augen vor dem Bildschirm zu?

Im zweiten Schritt kannst du den Selbstversuch wagen.  Verzichte für 2-3 Wochen auf Kohlenhydrate und Zucker. Beobachte deine Entwicklung! Du bekommst dein Gewicht unter Kontrolle und auch deine Ausdauerleistungsfähigkeit wird explodieren. Wichtig ist es dabei auch in der ersten Anpassungswoche die Trainingsintensität rauszunehmen und wenn es der Körper verlangt auch nur mal zu schlafen und spazieren zu gehen statt zu laufen. Der Körper ist unter Stress, gib ihm die Ruhe, die er braucht, danach kommst du gestärkt aus dieser Phase heraus. Und für den nächsten Businesslauf: Verzichte zumindest auf die Pasta am Vorabend und setze auf komplexe Kohlenhydrate.

Ich freue mich auf eure Rückmeldungen, Fragen und Erfahrungsberichte. Wenn du dabei Unterstützung benötigst, scheu dich nicht zu fragen und auch in der MOVEVO App findest du in den gesunden Routinen Schritt für Schritt Anleitungen dazu.

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