Biohacking: Den Körper als vernetztes System optimieren für Gesundheit und Leistung
In einer Welt, die sich ständig verändert und in der gesundes Altern und der Erhalt der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit im Beruf sowie im Sport immer größere Bedeutung gewinnen, gewinnt auch das Konzept des Biohackings zunehmend an Relevanz. Biohacking umfasst Techniken und Ansätze, die darauf abzielen, den menschlichen Körper und seine Funktionen zu optimieren, um Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern. Dabei wird oft unterschätzt, wie tiefgreifend unser Körper vernetzt ist und wie sehr einzelne Elemente wie Stressmanagement, Ernährung und physische Aktivität das gesamte System beeinflussen können. Dieser Blogartikel beleuchtet, wie einfache, aber gezielte Verhaltensänderungen einen erheblichen Unterschied in unserer körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit bewirken.
Alles im Körper ist miteinander vernetzt
Unabhängig davon, ob es um gesundes Altern oder Höchstleistungen im Beruf und Sport geht: Viel zu oft betrachten wir nur einen kleinen Ausschnitt des Gesamtbildes unseres Körpers, dabei ist jedoch alles mit allem verbunden. So haben wir schon oft von den Auswirkungen von chronischem Stress auf die Herzgesundheit, dem Einfluss des Darms auf unser Gehirn oder auch den positiven Effekten von Eisbädern und Saunagängen auf das Immunsystem gehört. Doch da gibt es noch viel mehr, denn wie gesagt: Im menschlichen Körper ist alles mit allem verbunden.
Wo liegt in der heutigen Zeit das größte Potenzial, um Gesundheit zu fördern und Leistung zu steigern?
Mit pauschalen Ratschlägen sollte man da natürlich sehr vorsichtig sein, da jeder Mensch ebenso individuell ist wie seine Lebenssituation. Wenn wir uns allerdings ansehen, wie der typische westliche Lebensstil heutzutage aussieht, gibt es vor allem im Bereich der Prävention viel Luft nach oben – und das, obwohl es viele gut erforschte, zeitlich effiziente und vor allem kostenlose Möglichkeiten gibt, um nahezu jedem Aspekt der eigenen Gesundheit, Vitalität und Leistungsfähigkeit etwas Gutes zu tun. Diese Liste ist natürlich sehr lang. Ein Punkt mit besonders großem Potenzial ist aber definitiv Bewegung: Viele von uns bewegen sich erwiesenermaßen einfach zu wenig und sitzen zu lange. Ab sofort jeden Tag stundenlang Sport zu treiben, ist aber bei weitem nicht die einzige Option, wenn man sich durch Bewegung fit halten möchte. Jede halbe Stunde aufzustehen und sich für eine Minute locker zu bewegen (lockere Bewegungen, Mobilisieren, Gehen – es braucht keine Liegestütze im Büro und Sprints im Stiegenhaus) hat ähnliche, teilweise sogar höhere, gesundheitsfördernde Effekte wie eine Stunde hochintensives Fitnesstraining (Kraft-, Ausdauer- oder Kraftausdauertraining) pro Tag. Davon profitiert nicht nur die Gesundheit, sondern auch die kognitive Leistungsfähigkeit. Regelmäßige Bewegung, vor allem zwischendurch einfach mal aufzustehen, macht also tatsächlich intelligenter.
Könnte man also auf Sport verzichten, wenn man einfach nur regelmäßig aufsteht?
Natürlich nicht. Den Körper immer wieder ordentlich zu belasten, hält ihn in vielerlei Hinsicht jung und fit – so wie Ausdauertraining positive Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem, den Stoffwechsel und vieles mehr hat, ist auch Krafttraining ein wahrer Jungbrunnen. Vor allem der Erhalt von leistungsfähiger Muskulatur, aber auch ausreichend Muskelmasse, ist dabei entscheidend. Denn unsere Muskeln haben weit mehr Funktionen, als uns einfach nur zu bewegen und unsere Gelenke zu unterstützen. Sie sind das größte Stoffwechselorgan des Körpers und produzieren große Mengen entzündungshemmender Hormone, die praktisch auf alle Organe des Körpers, inklusive des Gehirns, direkte positive Einflüsse ausüben.
Wie können so einfache Dinge, wie eine kalte Dusche oder zwischendurch einfach mal aufzustehen, solch bemerkenswerte Vorteile haben?
Den Homo sapiens gibt es jetzt seit etwa 300.000 Jahren. Rechnet man unsere nahe verwandten Vorfahren hinzu, laufen seit etwa 4,2 Millionen Jahren Menschen über die Erde. Das bedeutet, dass wir sehr lange Zeit hatten, uns an unsere Umweltbedingungen anzupassen. Und da laut der Evolutionstheorie der am besten Angepasste überlebt, haben wir das auch nahezu perfekt gemacht, wie man sieht. Das Problem ist aber, dass sich unsere heutige Welt so schnell weiterentwickelt, dass wir bei diesem evolutionären Tempo als Spezies nicht mal annähernd mithalten können. Somit ist unser Körper perfekt an Lebensbedingungen angepasst, die es hierzulande im Jahr 2024 kaum mehr gibt. Früher haben wir uns oftmals stundenlang bewegen und dabei in der Natur orientieren müssen, um Nahrung zu finden. Darauf ist unser Körper immer noch ausgerichtet. Heute gehen wir zum Kühlschrank oder fahren mit dem Auto und lassen uns von Google Maps zum nächsten Supermarkt navigieren. Das ist leider nur eines von vielen Beispielen unseres täglichen Lebens, für die wir aus evolutionärer Sicht schlichtweg nicht gemacht sind. Wir leben einfach nicht mehr „artgerecht“, beziehungsweise so, wie Homo sapiens von Natur aus leben sollte. Und genau das macht zum Beispiel den sitzenden Lebensstil für den Menschen so ungesund. Gehen wir zurück zu unserem natürlichen Lebensstil, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, wie zum Beispiel ein, zwei Mal pro Stunde aufzustehen, legen wir damit einen wichtigen Grundstein für Gesundheit, Vitalität und Leistungsfähigkeit, weil es einfach das ist, wozu der Mensch gemacht ist.
Mit welchen Übungen können wir mit möglichst geringem Aufwand bestmögliche gesundheitliche Ergebnisse erzielen?
Hier sind natürlich Alter, Leistungsniveau und Gesundheitszustand individuell, und ich empfehle jedem, der anfangen möchte, Sport zu treiben, sich vorab ärztlich durchchecken zu lassen. Darüber hinaus ist es, abseits des Ausdauertrainings, ratsam, möglichst den ganzen Körper zu trainieren, also Übungen, die so viele Muskeln wie möglich beanspruchen, zu wählen. Hierfür finden wir unterschiedliche Gründe. So ist die Bein- und Rumpfmuskulatur für die Stabilität und allgemeine Fitness natürlich sehr wichtig. Darüber hinaus finden wir hier aber auch viele große Muskeln, die als große Stoffwechselorgane beziehungsweise große Hormondrüsen fungieren, die wir unbedingt regelmäßig aktivieren und stärken sollten, damit sie uns Gutes tun können. Aber auch der Oberkörper sollte nicht vernachlässigt werden. Hier finden wir vor allem sehr „hungrige“ Muskeln, die besonders viel Energie verbrauchen, wenn wir sie ordentlich nutzen. Dadurch können sie uns gut dabei helfen, den Blutzuckerspiegel unter Kontrolle zu halten, was für die Prävention diverser Volkskrankheiten, wie zum Beispiel Diabetes Typ II, von großer Bedeutung ist. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere positive Effekte, die regelmäßige Bewegung und starke Muskeln auf unseren Körper haben. Dementsprechend sollten wir sie nutzen, denn nur wenn wir ihnen Gutes tun, können auch sie uns Gutes tun.
Hier zum Videobeitrag von Dominik Heinrich bei den MOVE DAYS 2024 über das Immunsystem
Dominik Heinrich
Seit 2015 unterstützt er als Berater, Coach und Speaker diverse Unternehmen, Vereine, Verbände und über 1.000 Personen aus Sport und Wirtschaft. Sein Fokus liegt dabei auf der holistischen Betrachtung des Systems Mensch und der ganzheitlichen Optimierung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Mehr Infos unter: Website Dominik Heinrich
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