Mythos Dirtrun – Warum macht man das?
Letzten Sonntag war es soweit – ich habe meinen ersten Dirtrun absolviert. Dirtruns, Trailläufe und Obstacle Races erfreuen sich seit Jahren immer größerer Beliebtheit. Immer weiter, immer extremer und immer noch schlammiger. Doch warum macht man das? Und warum finden sich weitere 4.000 Menschen, die sich am selben Wochenende den Erzberg hinauf quälen, freiwillig im Schlamm suhlen und dafür auch noch zahlen? Ein Erklärungsversuch.
Die Hard Facts ℹ️
Der Erzberg Dirtrun findet alljährlich am sagenumwobenen Erzberg statt. Die Distanzen reichen vom Vertical Sprint, über 8km bis hin zur Marathondistanz von 40 km inklusive 800 Höhenmetern. Bei den Bewerben werden je nach Distanz an die 30 Hindernisse überwunden. Es wird über riesige Reifenstapel geklettert, im Schlamm gerobbt, durch den Schlamm geschwommen, Bierkisten getragen und es werden senkrecht anmutende Hügel (bis zu 97% Steigung) bezwungen.
Der Erzberg Dirtrun ist dabei nur ein Beispiel von vielen. Die Spartan Races sind mittlerweile eine weltweite Serie und nahezu in jedem österreichischen Bundesland gibt es ähnliche Veranstaltungen. Aber warum?
Wer macht das? 🤔
Worin liegt die Faszination dieser Veranstaltungen? Hätte dieses Konzept auch vor 30 Jahren Anhänger gefunden? Vermutlich nicht. Wenn man mit den Best Agers über dieses Vorhaben spricht, erntet man zunächst einmal große Augen und Kopfschütteln. Blickt man in die Rennergebnisse findet man zu meiner Überraschung einerseits viele weibliche Teilnehmer*innen, knapp ¼ und dann doch auch einige in der Alterskategorie 50+.
Unter den Teilnehmer*innen findet man Top-Athlet*innen mit gestählten Körpern, aber auch Menschen mit Übergewicht, denen man das, ganz ehrlich gesagt, im ersten Moment nicht zutraut.
Aber warum macht man das? 😅
Ich liebe die Natürlichkeit und Vielseitigkeit von Bewegung. Ich kann vieles, aber ganz ehrlich, nichts richtig gut. Hindernisparcours habe ich schon in der Schulzeit geliebt. Dort war ich immer bei den Schnellsten. Langes Laufen am Asphalt ist mir viel zu langweilig und auch meinen Gelenken tut es nicht gut. Ich liebe es an einem leicht verregneten Morgen im Wald zu laufen, über Wurzeln zu springen und über Baumstämme zu balancieren, irgendwo drüber zu kraxeln und dabei relativ unbemerkt auch einige Höhenmeter zurückzulegen. Ich fühle mich dabei richtig lebendig und mit der Natur verbunden.
Und dennoch, bei meinen morgendlichen Waldläufen springe ich in der Regel nicht in irgendwelche Schlammtümpel und trage 30 kg Steine durch die Gegend.
Warum machen das so viele? 😳
In meiner Arbeit mit Menschen im Bewegungskontext stelle ich immer wieder fest, dass viele von uns den Bezug zu sich selbst, aber auch zur Natur verloren haben. In unserem städtischen und hektischen Alltag sind wir von der Natur und uns selbst entkoppelt.
Mittlerweile sind die gesundheitsfördernden Effekte des Aufenthalts im Wald wissenschaftlich belegt. Wir wissen, dass wir ein Teil der Natur sind und wir sie auch brauchen. Doch unser Alltag ist oft sehr weit von dieser Natürlichkeit entfernt. Wir sind in der Komfortfalle gefangen und spüren uns nicht mehr, nehmen gar nicht richtig wahr, was in uns und um uns herum geschieht.
Das Konzept Dirtrun lässt uns aus diesem Kokon ausbrechen. Im Ziel spürst du jeden einzelnen Muskel, du bist mit Endorphinen vollgepumpt und endlich wieder so einfach glücklich wie das 3-jährige Ich, das voller Freude in die Schlammpfütze springt. Du begegnest deinem inneren Kind auf eine ganz besondere Weise, und du bist stolz, etwas Großartiges geschafft zu haben. Du hast deine Komfortzone verlassen und durchgehalten – vermutlich mit Krämpfen – bis zum Schluss.
Auf die Frage braucht die Welt sowas? Meine Antwort lautet ganz klar, ja. In einer von Technologie und Beton geprägten Umwelt, mit einem sitzenden Arbeitsalltag, wo wir täglich denaturiert auf Bildschirme schauen und dabei auch körperlich verkümmern, brauchen wir dieses Konzept dringender denn je. Es ist ein Pendelausschlag ins andere Extrem mit der Hoffnung, dass wir uns beim Rückschlag des Pendels wieder näher in der Mitte wiederfinden.
Meine Empfehlung lautet daher
Springe aus der Komfortzone in den Schlamm und melde dich zum nächsten Dirtun in deiner Nähe an. Es geht nicht um die Zeit, es geht darum zu finishen, dich selbst als Teil der Natur zu spüren und deinem inneren Kind endlich wieder Raum zu geben! Viel Spaß 😉
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